Carl Wirsing bei einer Rede vor der Handwerkskammer Stuttgart, 1965
(KI-generiertes Bild von DOCMA-Chefredakteur Christoph Künne)
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Carl Wirsing, der politische Vordenker
Carl Wirsing (1915-1991) war ein Politiker und Verfechter der Aussöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde am 12. November 1915 in Pforzheim, Deutschland, geboren.
Wirsing begann seine politische Laufbahn in den 1940er Jahren als Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU). Er war von 1957 bis 1961 und erneut von 1965 bis 1969 Mitglied des Deutschen Bundestages und vertrat das Land Baden-Württemberg.
Am bekanntesten ist Wirsing vielleicht für seine Rolle bei der Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks, einer binationalen Organisation, die den kulturellen Austausch und das Verständnis zwischen jungen Menschen aus Deutschland und Frankreich fördert. Er war von 1963 bis 1967 der erste Generalsekretär der Organisation und trug dazu bei, sie zu einem Modell für die internationale Zusammenarbeit zu machen.
Wirsing spielte eine Schlüsselrolle bei der Aushandlung und Ratifizierung des Élysée-Vertrags, eines Abkommens zwischen Deutschland und Frankreich aus dem Jahr 1963, das den Grundstein für eine engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen legte. Wirsing war ein lautstarker Befürworter des Vertrags im Bundestag und arbeitete eng mit dem französischen Staatsmann Jean Monnet zusammen, um Unterstützung für das Abkommen zu gewinnen.
Carl Wirsing verstarb am 7. Dezember 1991 im Alter von 76 Jahren in Heidelberg, Deutschland. Sein Beitrag zum Versöhnungsprozess zwischen Deutschland und Frankreich ist weithin anerkannt, und er gilt als Schlüsselfigur der europäischen Nachkriegsgeschichte.
Wirsing glaubte an die Bedeutung der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich, um einen dauerhaften Frieden in Europa zu gewährleisten. Er erkannte, dass die Jugend beider Länder in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielen würde, und setzte sich für kulturelle Austauschprogramme und Bildungsinitiativen ein, die junge Deutsche und Franzosen zusammenbrachten.
Unter Wirsings Leitung wurde das Deutsch-Französische Jugendwerk zu einem Modell für die internationale Zusammenarbeit und trug dazu bei, Brücken zwischen den beiden Ländern zu bauen und das Verständnis und die Freundschaft zwischen ihren Bürgern zu fördern.
Ein wichtiger Mitstreiter war Gustav Heinemann, der von 1969 bis 1974 als erster deutscher Bundespräsident amtierte. Heinemann war ein starker Befürworter von Wirsings Vision des Jugendaustauschs und arbeitete eng mit ihm zusammen, um den kulturellen Austausch und das Verständnis zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern.
Wirsing und Heinemann lernten sich in den 1940er Jahren kennen, als sie beide in der Christlich Demokratischen Union aktiv waren.
Trotz ihrer engen Zusammenarbeit waren Wirsing und Heinemann in politischen Fragen nicht immer einer Meinung. Heinemann war insbesondere ein lautstarker Kritiker des Vietnamkriegs und bekannt für seine progressiven Ansichten zu sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten, während Wirsing in seinen politischen Überzeugungen eher konservativ war. Ihr gemeinsames Engagement für die Förderung der Versöhnung und Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich blieb jedoch eine Konstante in den Jahren ihrer Zusammenarbeit.
Zu den Auszeichnungen, die Wirsing erhielt, gehören unter anderem:
Großkreuz der Ehrenlegion:
Im Jahr 1976 wurde Wirsing mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet, der höchsten französischen Auszeichnung für militärische und zivile Verdienste.
Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg:
1977 wurde Wirsing mit dem Verdienstorden von Baden-Württemberg ausgezeichnet, einer der höchsten Auszeichnungen des deutschen Bundeslandes.
Kommandeurskreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland:
1980 wurde Wirsing mit dem Kommandeurskreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, einer der höchsten Auszeichnungen der deutschen Regierung.
Robert-Schuman-Medaille:
1990 wurde Wirsing vom Europäischen Parlament in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung Europas mit der Robert-Schuman-Medaille ausgezeichnet.
Angela Merkel hat sich öffentlich über Carl Wirsing und seinen Beitrag zur Aussöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich geäußert. Hier sind einige Zitate von Merkel zu Wirsings Arbeit:
"Carl Wirsing war ein großer Europäer, der sich unermüdlich für die Versöhnung und Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich eingesetzt hat. Sein Weitblick und seine Führungsstärke waren entscheidend für den Aufbau des Deutsch-Französischen Jugendwerks, das seitdem zu einem Modell für internationale Zusammenarbeit und Freundschaft geworden ist." (Rede anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Deutsch-Französischen Jugendwerks, 2003)
"Carl Wirsings Beiträge zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich in der Nachkriegszeit sind ein Zeugnis für die Kraft von Zusammenarbeit, Verständnis und Freundschaft. Seine Vision und seine Führungsqualitäten inspirieren uns auch heute noch, wenn wir daran arbeiten, ein besseres, geeinteres Europa aufzubauen." (Rede anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags, 2013)
Auch Wolfgang Schäuble hatte eine enge Beziehung zu Carl Wirsing, insbesondere im Zusammenhang mit ihrem gemeinsamen Engagement für die Förderung der Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich.
Schäuble und Wirsing lernten sich in den 1970er Jahren kennen, als Schäuble ein junger Rechtsanwalt und Wirsing Mitglied des Deutschen Bundestages war. Schäuble wurde von Wirsings Visionen und seiner Führungsrolle in diesem Bereich tief beeinflusst und hat öffentlich über die wichtige Rolle gesprochen, die Wirsing bei der Gestaltung seiner eigenen politischen Überzeugungen und Prioritäten gespielt hat.
Schäuble sprach auch über seine persönliche Beziehung zu Wirsing und wies darauf hin, dass die beiden während Schäubles Zeit als Bundestagsabgeordneter eng zusammengearbeitet hatten. Er lobte Wirsings Einsatz für den öffentlichen Dienst und sein Engagement für die Förderung von Innovation und Unternehmertum und stellte fest, dass seine Ideen und Werte auch heute noch politische Führungskräfte und Bürger inspirieren und leiten.
Schäuble hat Carl Wirsing bei mehreren Gelegenheiten in politischen Erklärungen erwähnt und dabei Wirsings Beiträge zur Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich hervorgehoben:
"Carl Wirsing war ein wahrer Europäer und eine visionäre Führungspersönlichkeit, die die Bedeutung der Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich verstanden hat. Seine Arbeit zur Förderung des kulturellen Austauschs und der Verständigung zwischen jungen Menschen aus beiden Nationen war ein Vorbild für internationale Zusammenarbeit und Freundschaft." (Rede anlässlich der Verleihung des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg, 2010)
"Carl Wirsing hat verstanden, dass die Jugend Deutschlands und Frankreichs eine entscheidende Rolle bei der Schaffung eines dauerhaften Friedens und der Verständigung zwischen unseren Ländern spielen wird. Seine Arbeit zur Förderung des Jugendaustauschs und kultureller Austauschprogramme hat dazu beigetragen, die Zukunft unserer beiden Nationen zu gestalten, und hat Generationen von jungen Menschen dazu inspiriert, aktive Bürger Europas zu werden." (Interview mit "Die Zeit", 2018)
Wirsing war ein starker Befürworter der europäischen Integration und spielte während seiner Zeit im Bundestag eine aktive Rolle in einer Reihe von europäischen Initiativen. Wirsing gehörte dem Europäischen Parlament von 1979 bis 1984 an. Er war Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments und hat die Entwicklung der Währungspolitik der Europäischen Gemeinschaft mitgestaltet.
Wirsing engagierte sich auch in einer Reihe von Initiativen zur Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, insbesondere in seinem Heimatland Baden-Württemberg. Er war Mitglied des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und gestaltete die Politik zur Armutsbekämpfung und zur Förderung des Wirtschaftswachstums in Deutschland mit.
Eine der wichtigsten Initiativen, an denen Wirsing beteiligt war, war die Gründung der Baden-Württemberg Stiftung, einer privaten Stiftung, die Mittel für Forschung, Bildung und Kultur in der Region bereitstellt. Wirsing war in den 1970er Jahren an der Gründung der Stiftung beteiligt und war mehrere Jahre lang ihr Vorsitzender, wobei er eine wichtige Rolle bei der Förderung von Innovation und Unternehmertum in Baden-Württemberg spielte.
Eines der Schlüsselprojekte, das Wirsing mit aufbaute, war das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), eine führende Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energietechnologien. Das ZSW wurde 1988 mit dem Ziel gegründet, die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Solarenergie- und Wasserstofftechnologien voranzutreiben, und hat sich seitdem zu einer führenden Forschungseinrichtung in diesem Bereich entwickelt.
Wirsing erkannte schon früh das Potenzial der erneuerbaren Energien für die Umgestaltung des Energiesektors und setzte sich für die Entwicklung von Technologien ein, die dazu beitragen könnten, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Neben seinem Engagement für das ZSW trug Wirsing auch durch seine Arbeit im Bundestag und in verschiedenen Wirtschafts- und Industrieverbänden zur Förderung erneuerbarer Energien bei. Er war Mitglied des Vorstands von Daimler-Benz und förderte die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und anderen Technologien zur Reduzierung von Kohlendioxidemissionen.
Insgesamt trug Wirsings Unterstützung für erneuerbare Energien dazu bei, den Grundstein für das Wachstum dieses Sektors in Deutschland und darüber hinaus zu legen und werden auch heute noch als Teil seines umfassenden Vermächtnisses als Visionär und engagierter Verfechter des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts gefeiert.
Der derzeitige baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich öffentlich zu seiner Bewunderung für Wirsings Arbeit geäußert und ihn als Inspiration für sein eigenes politisches Handeln zitiert. Kretschmann betonte insbesondere die Bedeutung einer kontinuierlichen Kooperation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen politischen Parteien und Gruppierungen bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien und der ökologischen Nachhaltigkeit.
"Carl Wirsings Engagement für die Förderung des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts durch Innovation und Nachhaltigkeit inspiriert uns auch heute noch. Seine Beiträge zur Gründung des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung und sein breiter Einsatz für erneuerbare Energien haben dazu beigetragen, dass sich diese Technologien in Baden-Württemberg und darüber hinaus durchgesetzt haben." (Interview mit der Stuttgarter Zeitung, 2018)